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Ludwig Marum - Mensch. Politiker. Opfer

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VII. "Frei sei das Lied - zu aller Zeit!"

Ludwig Marum (im hellen Anzug) mit Sängern der "Lasallia" um 1914 in Karlsruhe; Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III o 1932

Bildung, Kunst und Kultur waren Marum sehr wichtig. Wenngleich nach eigenen Angaben die Musik die Kunst war, welche ihm am fernsten stand - er sagte sogar über sich, dass er über keinerlei musikalische Begabung verfüge - ist er anfangs durch sein Engagement in der badischen Sängerbewegung bekannt geworden.

Ludwig Marum begann schon früh, neben seiner SPD-Karriere, die Arbeitersängerbewegung zu unterstützen. Kurz nach seinem Umzug nach Karlsruhe trat er dem größten Karlsruher Arbeitergesangverein "Lasallia" bei.

Das Lasallia-Motto war: "Wahr sei das Wort, recht sei die Tat, frei sei das Lied - zu jeder Zeit." Bürgerliche Moralvorstellungen und Kunstbegriffe waren im Verein wichtig, in dem gleichzeitig ein starres Klassenkampfdenken abgelehnt wurde.

Ein Motiv für Marums Eintritt in die Arbeitersängerbewegung war wohl der Wunsch, als Akademiker aus bürgerlichen Verhältnissen Kontakt zur sozialdemokratischen Basis zu gewinnen und über den Sängerverein seine Bekanntheit auch überregional zu steigern. Dafür spricht auch, dass er sein Engagement in der Sängerbewegung 1919 reduzierte, als er die erwünschte politische Geltung erreicht hatte.

Bis dahin hatte sich die "Lasallia" für Marum zum politischen Sprungbrett entwickelt: Im Sommer 1910 war er zum Präsidenten des Badischen Arbeitersängerbundes gewählt worden. Seine Aufgabe im Vorstand war hauptsächlich die Bewältigung und Beilegung von Konflikten mit bürgerlichen Organisationen und Verwaltungsbehörden. Marums Gegner war dabei häufig die Karlsruher Stadtverwaltung.