Ausstellung zum Siebenjährigen Krieg
Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) ist in Württemberg ein vergessener militärischer Konflikt. Im Unterschied zum Dreißigjährigen Krieg oder zum Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Schwaben in diesem Krieg nicht zum Schauplatz von Belagerungen und Feldschlachten. Dennoch war der deutsche Südwesten von den Auswirkungen des – global geführten – Krieges sehr stark betroffen. Die Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart nimmt den Einsatz des württembergischen Heeres und die Kriegsfolgen im Herzogtum Württemberg in den Blick.
Nach dem Einmarsch der Truppen Friedrichs II. in Preußen, des „Großen“, in Sachsen Ende August 1756 standen sich auf dem mitteleuropäischen Kriegsschauplatz eine französisch-österreichisch-russische Allianz und ein britisch-preußisches Bündnis gegenüber. Das Herzogtum Württemberg, seit 1744 regiert von Herzog Carl Eugen (1728–1793), trat im Frühjahr 1757 auf der Seite der antipreußischen Koalition in den Krieg ein. Carl Eugen hoffte, durch eine erfolgreiche Kriegsbeteiligung das württembergische Territorium vergrößern und für das Herzogtum die Kurfürstenwürde erlangen zu können.
Die Ausstellung zeichnet die Feldzüge der württembergischen Regimenter großformatig nach. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Gefechtseinsatz in Schlesien im Herbst/Winter 1757. Der preußische Sieg in der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757 wird durch vielfältige zeitgenössische Zeugnisse – Karten, Waffen, Uniformen, Medaillen, Berichte – sowie mit einer Medieninstallation rekonstruiert
Der Krieg wirkte sich auf alle Lebensbereiche in Württemberg unmittelbar oder mittelbar aus. Gedruckte Anordnungen Herzog Carl Eugens belegen eindrücklich, wie viele junge Württemberger gegen ihren Willen in die Armee gepresst wurden. Die wichtigste innenpolitische Kriegsfolge war eine scharfe Konfrontation zwischen dem Herzog und den Landständen. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde der bedeutende Reichspublizist Johann Jacob Moser im Juli 1759 inhaftiert und ohne Gerichtsverfahren fünf Jahre lang auf dem Hohentwiel in Gefangenschaft gehalten.
Während das Land unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges litt, blühte das höfische Leben in Württemberg auf. Viele renommierte Künstler wirkten um 1760 in Stuttgart und Ludwigsburg, unter anderem der aus Neapel stammende Komponist Niccolò Jommelli. Auch durch die Entfaltung höfischer Pracht versuchte Herzog Carl Eugen, seine politischen Ziele – eine territoriale Arrondierung und die Kurfürstenwürde – zu erreichen. Carl Eugens Politik scheiterte vollständig.