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11.06.2021

Kreuz in Bedrängnis. Die Evangelische Landeskirche in Baden im Nationalsozialismus

Kirche im Werden - die badische Union von 1821
Darstellung eines Engelpaars aus der Christuskirche in Karlsruhe.
Das Engelpaar stellt das Leitmotiv der Ausstellung "Aus der Trennung heraus! 200 Jahre Evangelische Landeskirche in Baden" dar.
Vorlage: Evangelischer Oberkirchenrat

Kreuz und Hakenkreuz, Kreuz oder Hakenkreuz? Das Verhältnis der evangelischen Landeskirche in Baden zum NS-Staat weist Licht- und Schattenseiten auf. Diese beleuchtet Kirchenrat Dr. Udo Wennemuth in seinem Vortrag am Dienstag, den 22. Juni 2021, um 18 Uhr. Hierzu lädt das Generallandesarchiv ein und setzt damit die Reihe der Begleitveranstal-tungen zu seiner gemeinsamen Ausstellung mit dem Evangelischen Oberkirchenrat "Aus der Trennung heraus! 200 Jahre Evangelische Landeskirche in Baden" fort, die bis 7. November zu sehen ist.

Das spannungsreiche Verhältnis von Kirche und Staat, das von einem Akt der Loyalität zu Staat und "Führer" geprägt war, thematisiert Wennemuth anhand der öffentlichkeitswirk-samen Amtseinführung des neuen Landesbischofs am 23. Juli 1933. Er erläutert den von frühen Sympathien für den Nationalsozialismus getragenen Aufschwung der Deutschen Christen und den "Umbau" der Kirchenverfassung 1933. Dieser gipfelte in der "Eingliederung" der Landeskirche in die Reichskirche. Der Austritt aus der Reichskirche wiederum besiegelte den Bruch mit den Deutschen Christen und beflügelte Bemühungen einer engeren Kooperation der Kirchenleitung mit der badischen Bekenntnisbewegung. Der "Kirchenkampf" kulminierte schließlich in der Einsetzung einer staatlichen Finanzabteilung beim Oberkirchenrat im Mai 1938, um die Kirche unter staatliche Kontrolle zu zwingen.

Gespalten war auch die Haltung der Landeskirche gegenüber ihren jüdischen und judenchristlichen Mitbürgern, die zwischen Ausgrenzung durch den "Arierparagrafen" und Solidarität durch Hilfsaktionen schwankte. Verfolgung und widerständiges Verhalten gehörten ebenso zum kirchlichen Erfahrungshorizont wie die Verstrickung in Unrecht und Verbrechen des NS-Regimes, zu denen Zwangssterilisierungen und Euthanasieverbrechen in kirchlichen Einrichtungen zählten. Wennemuth stellt zum Abschluss die Frage nach dem Umgang mit der Schuld und blickt auf die Wiederherstellung eines bekenntnisgebundenen Pfarrerstandes sowie der Verrechtlichung der kirchlichen Strukturen nach 1945.

Dr. Udo Wennemuth leitet die Abteilung Archiv, Bibliothek und Registratur der Landeskirche im Evangelischen Oberkirchenrat. Er ist der Kurator der Ausstellung "Aus der Trennung heraus! 200 Jahre Evangelische Landeskirche in Baden" und Herausgeber des Bildatlas zur badischen Kirchengeschichte.

Der Vortrag findet online statt. Nach Anmeldung unter https://attendee.gotowebinar.com/register/2005201760872138509 erhalten Sie den Zugangslink.