Provenienzforschung im Landesarchiv

Seit dem Zweiten Weltkrieg wird nach Kulturgut gesucht, das seinen rechtmäßigen Eigentümern durch Repressalien des NS–Regimes entwendet worden war. Die Regierungen des Bundes und der Länder sowie die Kommunen haben sich 1999 verpflichtet, ihre Bestände auf solche Raubgüter hin zu überprüfen. Die Bestände der Staatsarchive sind für diese Recherchen in doppelter Hinsicht einschlägig. Zum einen können sie selbst verfolgungsbedingt entzogene Gegenstände enthalten. Zum anderen verwahren die Staatsarchive die Unterlagen zahlreicher Behörden und Parteidienststellen, die an der Ausplünderung von Teilen der Bevölkerung beteiligt waren.

Als erstes Archiv in Baden–Württemberg und als eines von erst sechs geförderten Archiven im gesamten Bundesgebiet hatte das Landesarchiv Baden-Württemberg 2015 vom Bund eine Zusage zur Förderung seiner Provenienzforschung erhalten. Denn im Landesarchiv befinden sich in großem Umfang Unterlagen, die Hinweise über entfremdetes jüdisches Eigentum enthalten und von Kulturinstitutionen wie Museen und Bibliotheken für ihre Provenienzrecherchen genutzt werden können. Seit Mai 2015 wurde in den Beständen des Generallandesarchivs Karlsruhe systematisch nach solchen Unterlagen zu NS-Raubgut gesucht. Darauf aufbauend wurde ein Online-Inventar erarbeitet. Es soll die Recherchen anderer Kulturgut verwahrender Institutionen, vom Kunstraub betroffener Personen und Institutionen sowie des Kunsthandels nach archivischen Belegen über die Herkunft bzw. den Verbleib eines Objekts unterstützen.