Arbeitsgruppe des Landesarchivs besucht das Nationalarchiv von Namibia
Das Landesarchiv Baden-Württemberg gehört zu den Einrichtungen, die sich an der Namibia-Initiative des Landes Baden-Württemberg beteiligen. Mit den verschiedenen Vorhaben sollen die Beziehungen zu dem afrikanischen Staat vertieft und die Aufarbeitung des kolonialen Erbes gefördert werden.
Gerade noch rechtzeitig, bevor die Corona-Pandemie Auslandsreisen unmöglich machte, konnte mit dem Besuch der Arbeitsgruppe des Landesarchivs in Windhoek vom 5. bis zum 13. März 2020 ein erster und grundlegender Schritt im Rahmen des Projekts "Austausch und Know-How-Transfer zwischen dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Nationalarchiv von Namibia" erfolgen. Ziel des Besuchs war es, Kenntnis zu erhalten über die Aufgaben und Arbeitsabläufe im Nationalarchiv, Einblick zu nehmen in die Quellen aus der deutschen Kolonialzeit und gemeinsam mit den namibischen Kolleginnen und Kollegen den weiteren Projektablauf zu entwickeln.
„Das Projekt des Landesarchivs ist ein weiterer wertvoller Beitrag zum wissenschaftlichen und kulturellen Austausch. Die gemeinschaftliche Arbeit zeigt, wie Aufarbeitung des kolonialen Erbes langfristig mit positiven gesellschaftlichen Auswirkungen funktionieren kann. Das Projekt steht damit beispielhaft für die Namibia-Initiative des Landes“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Das namibische Nationalarchiv ist zuständig für die Überlieferung aller staatlichen Behörden auf den verschiedenen Ebenen sowie auch für staatliche Unternehmen und sonstige staatliche Einrichtungen; es fungiert zudem als Stadtarchiv für Windhoek. Die Unterlagen im Umfang von etwa 9.000 Regalmetern spiegeln die wechselvolle Geschichte des Landes wider, die von der vorkolonialen Zeit über die deutsche Kolonialzeit (1884–1915), die südafrikanische Besatzungszeit (1915–1920) und die südafrikanische Periode (1920–1990) bis zum seit 1990 unabhängigen Staat reichen. Die Dokumente von Hendrik Witbooi (1830–1905), des legendären Nama-Führers, gehören zum Weltkulturerbe. Umfangreiches audiovisuelles Material sowie eine bedeutende Fotosammlung ergänzen die schriftlichen Aufzeichnungen.
In intensiven und offenen Gesprächen wurden alle wichtigen archivfachlichen Themen diskutiert. Da sich der Bereich der Bestandserhaltung als besonders problematisch darstellt, soll hier ein eigener Schwerpunkt im Projekt gesetzt werden.
„Das Landesarchiv wird das Nationalarchiv darin unterstützen, einen Teil seiner Bestände archivgerecht zu verpacken und damit die Langzeiterhaltung der Unterlagen zu sichern. Außerdem soll die Möglichkeit geschaffen werden, künftig Restaurierungsarbeiten im Archiv durchzuführen“, sagte Prof. Dr. Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs.
Der weitere Projektverlauf sieht vor, dass zweimal eine Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Nationalarchivs nach Baden-Württemberg kommen wird, um an den verschiedenen Standorten des Landesarchivs Abläufe und Standards kennenzulernen und den regen archivfachlichen Austausch fortzusetzen. Den Abschluss sollen Workshops und offene Veranstaltungen in Windhoek bilden.