12.03.2026 19:00 Uhr
In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs begannen sich die großen Konzentrationslager der Nationalsozialisten in multilokale Lagerkomplexe zu transformieren. An zahlreichen peripheren Standorten entstanden neue Außenlager, deren Insassen zumeist zur Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion herangezogen wurden.
Im Mai 1941 begann im Elsass im Auftrag von Albert Speer der Aufbau des Konzentrationslagers, das nach dem nahe gelegenen Dorf Natzweiler benannt wurde. Speer war wegen seiner gigantomanischen Bauprojekte an dem seltenen roten Granit in den nördlichen Vogesen interessiert. Diesen mussten die KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen abbauen. Bald darauf wurde auf Kriegsproduktion umgestellt.
Aus dem KZ entwickelte sich ein Komplex mit siebzig Außenlagern im Elsass, dem Moselgebiet und östlich des Rheins. In Baden-Württemberg wurden ab Ende 1943 etwa 35 neue Lager errichtet, die der Verwaltung des KZ Natzweiler-Struthof unterstanden. Als einziger im nationalsozialistischen KZ-System bestand der KZ-Komplex im letzten halben Jahr seiner Existenz ausschließlich aus Außenlagern. Mehr als zwei Drittel der rund 52 000 Häftlinge aus über 30 europäischen Nationen waren nie im Stammlager im Elsass, sondern in "KZs vor der Haustür" der deutschen Zivilbevölkerung. Nach 1945 erinnerte vielerorts kaum mehr etwas an die einstigen Schreckensorte.
Dr. Marco Brenneisen, geb. 1982, ist Historiker mit den Forschungsschwerpunkten NS-Geschichte, KZ-System, NS-Aufarbeitung und Erinnerungskulturen. Als Mitarbeiter des Mannheimer MARCHIVUM betreut er die KZ-Gedenkstätte Sandhofen. Ehrenamtlich ist er in überregionalen Gedenkstättengremien aktiv, u. a. als Vorstandsmitglied des Verbunds der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e. V. (VGKN).
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