27.01.2018 15:00 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. Joachim Bahlcke, Stuttgart
Im Königreich Böhmen stießen Anfang des 17. Jahrhunderts die europaweit vorhandenen religiösen Gegensätze besonders hart aufeinander. Das Land unterstand den katholischen Habsburgern in Wien und wurde durch Statthalter regiert. Obwohl ein kaiserliches Privileg von 1609 den Böhmen Religionsfreiheit garantierte, gab es immer wieder Übergriffe und Zwangsmaßnahmen gegen die evangelischen Stände. Gegen diese Missstände protestierten Vertreter des böhmischen Adels Anfang 1618. Die Auseinandersetzungen eskalierten und kulminierten im zweiten Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618, als Vertreter der protestantischen Stände die königlichen Statthalter und Beamte aus Fenstern der Prager Burg, dem Hradschin, warfen.
Nach dem Prager Fenstersturz wählten die böhmischen Stände einen neuen König – Friedrich V. von der Pfalz, wegen seiner kurzen Regentschaft als "Winterkönig" bezeichnet. Damit brach der Krieg, der einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte bedeutete, offen aus. Die Gebiete im deutschen Südwesten waren besonders stark von den Zerstörungen geprägt; Verwüstungen und Entvölkerung brachten Württemberg an den Rand des Abgrunds. Der Vortrag nimmt, ausgehend vom Prager Fenstersturz, auch die Ursachen und Folgen der Ereignisse in Böhmen für das Reich in den Blick.
Prof. Dr. Joachim Bahlcke ist Leiter der Abteilung Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Stuttgart; zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören u. a. die Gesellschafts–, Verfassungs– und Politikgeschichte Ostmitteleuropas vom 15. bis zum 20. Jahrhundert sowie die Geschichte der deutsch–böhmischen Beziehungen.