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30.03.2022

Leid und Unrecht in Behindertenhilfe und Psychiatrien in Baden-Württemberg 1949-1975

Symbolbild Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung, Quelle: Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Vorlage: Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Sammlung Rupert Leser

Landesarchiv unterstützt mit bundesweit einmaligem Projekt Betroffene und leistet wissenschaftliche Aufarbeitung

Mit dem „Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung“ hat das Landesarchiv Baden-Württemberg seit 2019 für Menschen recherchiert, die in ihrer Kindheit zwischen 1949 und 1975 in Heimen der Behindertenhilfe und in Psychiatrien untergebracht waren. Viele von ihnen haben dort leidvolle und traumatisierende Erfahrungen gemacht. Am Mittwoch (30. März) fand im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und online die Abschlusstagung statt. Bei der Veranstaltung wurden die Erkenntnisse aus dem Projekt präsentiert und verschiedene Akteure der Aufarbeitung – Beratung, Wissenschaft, Betroffene, Archive – miteinander ins Gespräch gebracht. Die Tagung wurde vollständig in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.

Das von der Baden-Württemberg Stiftung geförderte Projekt hat dokumentiert, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen nicht nur unter der „schwarzen Pädagogik“ litten, sondern auch zusätzliche Stigmatisierungen und Erniedrigungen erlebten. Der Blick in die Akten zeigt, dass die Kinder auf ihre – angeblichen – Defizite reduziert wurden. In Einrichtungen der Behindertenhilfe gab es häufig keine angemessene Förderung. Gehörlosen Menschen verbot man zum Beispiel das Gebärden und legte den Schwerpunkt stattdessen auf die Vermittlung der Lautsprache. Auch Zwang und körperliche Gewalt gehörten zum Alltag.