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1/B. Die klösterliche Reformbewegung

Befreiung aus der weltlichen Abhängigkeit

Das abendländische Mönchtum hatte bereits im 10. und zu Beginn des 11. Jahrhunderts eine der entscheidenden Krisenzeiten erlebt. Der Widerspruch zwischen der ursprünglichen, idealen Lebensform, wie sie in der Benediktregel im 6. Jahrhundert begründet wurde, und ihrer deformierten Lebenswirklichkeit im 9. und 10. Jahrhundert, hatte zu einem Verlangen nach grundlegender Reform geführt.
    Oberstes Ziel war es, die forma prima des Ursprungs wieder zum Maßstab des monastischen Lebens zu machen: biblische Normen als Richtschnur wahrhaft christlicher Lebensführung, Armut als Ideal sowie Weltentsagung und Orientierung auf das Jenseits. Dies schien nur möglich durch eine radikale Befreiung des Mönchtums aus der weltlichen Abhängigkeit, in die die Klöster durch das Eigenkirchenwesen geraten waren, das den weltlichen Gründern die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über die geistliche Institution sicherte.