Der Dolch traf den Falschen: August von Kotzebue – eine Ehrenrettung

Termin

13.03.2019 18:00 Uhr

Vortrag Dr. Otto–Heinrich Elias, Vaihingen

Kotzebue
August von Kotzebue (1761–1819)

Die neue Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Dr. Sandra Richter, hat sich der wissenschaftlichen Welt durch ein Werk vorgestellt, das die deutsche Literaturgeschichte in einen internationalen Zusammenhang stellt (Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur, 2017). Bedauerlicherweise kommt derjenige deutsch sprachige Dichter, Historiker und Journalist kaum darin vor, der vor 200 Jahren in Mannheim dem Messer eines Terroristen zum Opfer fiel. Kotzebue wurde rund um den Globus geschätzt, gelesen und aufgeführt, nur in Deutschland gilt er bis heute als Kitschfabrikant und Sittenstrolch. Die deutsche Literaturhistoriographie rechtfertigte mehr oder minder deutlich den Mannheimer Dolchstich.

Vor nicht allzu langer Zeit hat sich eine Arbeitsgruppe, die von der Berlin–Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften initiiert wurde, mit dem verrufenen Literaten beschäftigt. Der Referent hat an dem Vorhaben teilgenommen und wird die neuen Arbeitsergebnisse vorstellen. Insbesondere wird der Vortrag verdeutlichen, dass wir es im Grunde mit einer Parteienbildung im Literaturbetrieb der Goethezeit zu tun haben. Man hielt zu Goethe und zur Weimaraner Klassik oder zu Kotzebue und dessen preußischen Freunden, die Berlin zur geistigen Hauptstadt Deutschlands ausrufen wollten. Der Fehlschlag der Berliner Bestrebungen gipfelte in der Verfemung des Dichters und des Menschen Kotzebue, die bis heute anhält. Beides, das Werk und sein Autor, verdienen durchaus neue Bewertung.

Dr. Otto–Heinrich Elias ist Mitglied der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden–Württemberg und ehemaliger Leiter ihrer Geschäftsstelle. Er hat sich u. a. intensiv mit der Literatur der Goethezeit beschäftigt.

Eintritt frei