"Kinder, wir machen einen Ausflug" — Die Kinder und der Tod

Termin

08.03.2019

Ausstellung von Mechtild Schöllkopf–Horlacher im Staatsarchiv Ludwigsburg vom 8. März bis 9. Mai 2019

„Mulfingen, 9.5.1944: Der Ausflug“, 2019 Materialbild, 70 cm x 100 cm; Foto: Detlef Göckeritz
Mulfingen, 9.5.1944: Der Ausflug, Materialbild von Mechthild Schöllkopf–Horlacher (2019), Aufnahme: Detlef Göckeritz

Wenn man von den NS–Verbrechen und vom Holocaust spricht, denkt man zunächst nicht an Kinder. Doch zu den Opfern der NS–Gewaltherrschaft gehörten auch zahlreiche Kinder und Jugendliche. Sie fanden nicht nur durch Kriegseinwirkung den Tod, sondern wurden tausendfach aus rasseideologischen oder erbbiologischen Gründen ermordet. Sie starben in Erschießungsgruben, Gaskammern, Lagern und Gefängnissen, aber auch in Krankenhäusern und Heimen, weil sie aus Sicht der Nationalsozialisten als gesellschaftlicher Ballast galten oder einer unerwünschten Bevölkerungsgruppe angehörten. Anlässlich des 75. Jahrestags der Deportation einer Gruppe von Sintikindern aus Mulfingen nach Auschwitz am 9. Mai erinnert das Staatsarchiv Ludwigsburg zusammen mit der Stuttgarter Künstlerin Mechtild Schöllkopf–Horlacher an diese allzu leicht übersehene Gruppe von NS–Opfern.

In den Archiven finden sich von diesen jungen Opfern oft nur spärliche Zeugnisse. Meist handelt es sich um kurze Schriftstücke, die häufig nicht mehr als ihr Ableben dokumentieren, ganz selten haben sich Fotos oder Selbstzeugnisse von ihnen erhalten. Mechtild Schöllkopf–Horlacher hat nach intensiven Recherchen in einer Serie berührender Porträts diesen vergessenen Kindern und Jugendlichen ein Denkmal gesetzt. Ihre Kunstwerke erinnern unter anderem an die Mulfinger Sintikinder und die jüdischen Kinder, die aus dem Waisenhaus Izieu in Frankreich nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurden, an den Jenischen Ernst Lossa und seine Freunde, die man in der Krankenanstalt in Irsee umgebracht hat, an die Kinder, die im KZ Neuengamme zu medizinischen Experimenten missbraucht und danach getötet wurden, und an junge Behinderte und Kranke, die im Zuge der sog. Kindereuthanasie ihr Leben verloren. Das Staatsarchiv präsentiert ergänzend dazu Zeugnisse aus seinen Beständen, die das Schicksal ermordeter Kinder und Jugendlicher in der NS–Zeit dokumentieren.

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Mo–Do 9–16.30 Uhr, Fr 9–15.30 Uhr, Sa, So u. Feiertag geschlossen

Eröffnung:

Donnerstag, 7.3.2019, 19 Uhr, mit einer Laudatio von Barbara Staudacher, Museum Jüdischer Betsaal Horb, sowie musikalischen Beiträgen von Aaron Weiss

Der Eintritt ist frei.