Die Donauversinkung und das Völkerrecht – zur Geschichte eines kuriosen Rechtsstreits

Termin

16.04.2018 20:00 Uhr

Vortrag von Dr. Ludger Syré, Karlsruhe

Und weg - Donauversickerung bei Immendingen (Vorlage: Wikimedia Commons/Drombalan)
Und weg - Donauversickerung bei Immendingen (Vorlage: Wikimedia Commons/Drombalan)

Das Naturphänomen der Donauversinkung, die bisweilen auch als Donauversickerung bezeichnet wird, ist seit mehreren hundert Jahren bekannt. Seit dem 19. Jahrhundert ist sie auch experimentell erforscht und wissenschaftlich untersucht worden, was in einer ganzen Reihe populärer und geowissenschaftlicher Abhandlungen seinen Niederschlag gefunden hat.

Kaum bekannt ist hingegen, dass das Versinken des Wassers, das an vielen Tagen des Jahres das Flussbett der Donau vollständig austrocknen lässt, zu Beginn der Industrialisierung im oberen Donautal einen massiven Streit zwischen den damaligen deutschen Staaten Baden, Württemberg und Preußen auslöste. Der Vorwurf lautete: durch illegitime wasserbauliche Maßnahmen grabe Baden den Donauanrainern auf württembergischem und hohenzollerischem Gebiet regelrecht das Wasser ab, nur um es den eigenen Bürgern, nämlich den Unternehmern an der badischen Aach, zugutekommen zu lassen. Da sich der Konflikt politisch nicht lösen ließ, wurde er juristisch ausgefochten. Doch auch die 1927 ergangene Entscheidung des Staatsgerichtshofes des Deutschen Reiches, die sich auf Normen des Völkerrechts stützte, konnte das Problem nicht endgültig lösen.

Dr. Ludger Syré schlug nach dem Studium der Geschichte und Germanistik die Laufbahn des Wissenschaftlichen Bibliothekars ein und ist heute Fachreferent für Geschichte und baden-württembergische Landeskunde an der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Mannheim und am KIT Karlsruhe.


Ein Vortrag im Rahmen der Veranstaltungen zur Kulturlandschaft des Jahres 2018 Obere Donau.