Virtuelle Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart

Von Mantua nach Württemberg: Barbara Gonzaga und ihr Hof

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Barbara Gonzaga
Barbara Gonzaga

Von Mantua nach Württemberg: Barbara Gonzaga und ihr Hof

Barbara Gonzaga von Mantua (1455-1503) besitzt als erste Herzogin von Württemberg besondere Bedeutung für die württembergische Geschichte. Als Gemahlin Eberhards im Bart kam sie von Mantua über die Alpen, feierte 1474 die berühmte Uracher Hochzeit und gestaltete hier das höfische Leben in ihren Residenzen Urach, Stuttgart und Böblingen. Die Ausstellung wurde vom Landesarchiv Baden-Württemberg gemeinsam mit deutschen und italienischen Partnern als Wanderausstellung deutsch und italienisch gestaltet und wurde an ihren Lebens- und Erinnerungsorten gezeigt (Stuttgart, Kirchheim unter Teck, Böblingen, Urach, Mantua). Sie zeichnet entlang des Lebenswegs der Barbara Gonzaga von Mantua nach Württemberg das kulturelle und politische Umfeld der verschiedenen Fürstenhöfe nach und macht Barbara Gonzaga vor allem anhand ihrer persönlichen Zeugnisse – Briefe, Bilder, Preziosen – als beeindruckende Persönlichkeit ihrer Zeit bekannt.

Zentrale Basis für die Geschichte um Barbara Gonzaga bieten ihre etwa 70 Briefe, die sie aus Württemberg nach Mantua schrieb und die dort im Archiv der Gonzaga erhalten geblieben sind. Sie werden hier erstmals geschlossen ausgewertet und beispielhaft vorgestellt – im Original wie im gesprochenen Text als Hörstationen.

Zunächst entführt die Präsentation an den glänzenden Fürstenhof der Gonzaga im Mantua der Renaissance. Im Palazzo Ducale haben sich die großartigen Gemälde Mantegnas in der sog. "Camera degli Sposi" erhalten, die heute Weltruhm genießt. Hier ist auch die junge Barbara inmitten ihrer Familie dargestellt, die damit repräsentativ vorgestellt wird. Kinderbriefe aus Barbaras Hand dokumentieren die geistige Bildung und Gelehrsamkeit, Kupferstiche von Mantegna die Inszenierung antiker Stoffe am Mantuaner Hof, bemalte Teller und Krüge die höfische Wohnkultur und kostbare Musikhandschriften die Musikkultur der Renaissance in Oberitalien, die auch in der Ausstellung erklingt.

Der Blick wendet sich mit Barbara bald nach Norden: Durch ihre Ehe mit Graf Eberhard im Bart wurde eine neue dynastische Verbindung über die Alpen geschlossen, die für Württemberg besondere Bedeutung gewinnen sollte. Nicht nur die ansehnliche Braut und ihre reiche Mitgift, sondern vor allem die intensiven persönlichen Kontakte der beiden Familien bereichern nun den politischen und kulturellen Austausch. Barbaras Briefe offenbaren ihre Eindrücke von ihrem neuen Umfeld im Schwabenland und bieten bisher nicht gekannte Einblicke in die höfische Szene. Malereien und Miniaturen in kostbaren Handschriften zeugen neben Pergamenturkunden und Bauplastiken von ihren literarischen und geistigen Ambitionen und frommen Stiftungen. Diese begleiten Barbara und Eberhard von Urach an den Hof nach Stuttgart, der nach der Wiedervereinigung Württembergs 1482 zur zentralen Residenz der Grafschaft wurde.

Eberhards erfolgreiche Politik wurde im Jahr 1495 mit der Erhebung Württembergs zum Herzogtum gekrönt; Barbara Gonzaga wurde damit die erste Herzogin des Landes. Als Eberhard bereits im Jahr darauf verstarb, hatte Barbara ihren Witwensitz in Böblingen zu beziehen. Ihre Briefe sprechen nun von dem dringenden Wunsch, in ihre Heimat, nach Mantua, zurückzukehren, um dort im Schoß ihrer Familie den Rest ihres Lebens zu verbringen – doch sollte es nicht soweit kommen: Barbara blieb in Württemberg und starb am 30. Mai 1503 in Böblingen. Nicht an der Seite ihres Mannes auf dem Einsiedel, sondern im Dominikanerinnenkloster Kirchheim unter Teck fand sie ihre letzte Ruhe. Archäologische Funde von der damaligen Klosterausstattung vermitteln noch letzte Eindrücke von ihrer bald zerstörten Ruhestätte.

Schnell bald entwickelte sich ein Mythos um Barbara Gonzaga, die erste Herzogin von Württemberg, der vor allem von ihrer Naturverbundenheit und Menschenliebe getragen wurde. Als historische Figur gilt es Barbara in ihrem spannungsreichen höfischen Umfeld anhand ihrer authentischen Zeugnisse neu zu entdecken, als eine bemerkenswerte Frauengestalt, deren bewegtes Schicksal noch immer nachzuerleben ist.