»Neugier war mein Job«
Landespolitik und Zeitgeschehen in Pressebildern von Burghard Hüdig

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Aufschwung eines alten Handwerks

Ausstellung Burghard Hüdig: Kurzgeschichte Glockenguss 1
Höchste Konzentration in der Stuttgarter Glockengießerei Heinrich Kurtz: Unter den Augen der versammelten Gemeindeglieder und kontrolliert durch den Gussmeister läuft die flüssige Bronze in die eingegrabenen Formen. Über die Windpfeifen entweicht heiße Luft aus den sich füllenden Hohlräumen, Gase werden abgefackelt. 9. Juni 1961
(LABW, HStAS Q 2/50 Nr. 1326-30 u. -34)

Dutzende Zuschauer haben sich in Sonntagskleidung in der rußigen, vom Schmelzofen erhitzten Werkstatt der Stuttgarter Glockengießerei Heinrich Kurtz versammelt. Es sind Gemeindeglieder der Fellbacher Johanneskirche, die gekommen sind, um der Geburt ihres neuen Geläuts beizuwohnen. Die Anspannung ist spürbar, entscheidet sich doch in den nächsten Momenten, ob sich die harte Arbeit der vorherigen Monate gelohnt hat. Zugleich hat der Guss den Charakter eines feierlichen Rituals: Traditionell wird der Ablauf mit dem Gebet eines Geistlichen eingeleitet, bevor der Meister den Zapfen des Schmelzofens ausstößt und die 1.100 Grad heiße Bronze durch die gemauerten Gusskanäle nacheinander in die eingegrabenen Hohlformen fließt.