Nächtliche Blockade in Esslingen
(LABW, HStAS Q 2/50 Nr. 3495-23 u. Nr. 3493-36)
Am 11. April 1968 wurde auf Rudi Dutschke, einer der Wortführer und Symbolfiguren der deutschen Studentenbewegung, vor dem Büro des SDS am Kurfürstendamm in Berlin ein Mordanschlag verübt. Als Reaktion hierauf gab es in den nächsten Tagen bundesweit Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen. Gerade die Presseorgane des Axel-Springer-Verlags wurden für den Anschlag mit verantwortlich gemacht. Hatte doch insbesondere die BILD-Zeitung in der Zeit vor dem Attentat mit Schlagzeilen wie Stoppt den Terror der Jungroten jetzt eine Kampagne gegen die Studierenden und auch gegen Rudi Dutschke persönlich geführt und die Stimmung mit Aussagen wie man dürfe nicht die ganze Drecksarbeit der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen weiter angeheizt.
Die in Millionenauflage erscheinende BILD-Zeitung wurde für den Südwesten in Esslingen produziert. Ziel der Proteste war deshalb auch das dortige Druckhaus Bechtle in der Zeppelinstraße. In der Nacht vom 12. auf den 13. April versuchten etwa 500 Personen die Auslieferung der Zeitungen zu verhindern und damit die BILD-Zeitung und ihre provokative Berichterstattung symbolisch zu stoppen. Ihr Anliegen machten die Beteiligten mit Parolen wie Bild hat mitgeschossen und Bechtle, Bechtle, Springerknechtle deutlich. Sie blockierten die Werkstore mit Autos und Material einer nahegelegenen Baustelle und verhinderten damit, dass die Lieferfahrzeuge den Hof verlassen konnten. Erst nach Stunden gelang es der Polizei nach dem Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Zwangsmaßnahmen die Blockade aufzulösen und die verspätete Auslieferung der Zeitungen durchzusetzen.