Themenorientierte Erschließung von Quellen zur Provenienzforschung in Hohenzollern und Süd-Württemberg (Regierungsbezirk Tübingen)
Laufzeit: Juni 2018 bis September 2020
Gefördert vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste hat die Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen des Landesarchivs Baden-Württemberg im Juni 2018 mit der systematischen Provenienzforschung zur Auffindung von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern in Hohenzollern und Süd-Württemberg begonnen.Zu diesem Zweck wurden innerhalb der ersten Projektphase rund 82.000 Archivalieneinheiten auf mögliche Verdachtsfälle hin gesichtet. Neben der schriftlichen Überlieferung der staatlichen Mittel- und Lokalbehörden im preußischen Regierungsbezirk der Hohenzollerischen Lande bis 1945 erwiesen sich die in Sigmaringen verwahrten Bestände des Landesamts für Wiedergutmachung in Tübingen aus den Jahren 1945 bis 1952 und der Ämter für Vermögenskontrolle sowie die Restitutionsakten der Landgerichte Ravensburg, Rottweil und Tübingen als besonders aussagekräftig. In den Archivalien konnten 7.500 Objekte identifiziert werden, die im Zuge der NS-Repressalien unter Zwang verkauft, enteignet oder verschleppt wurden. Darunter finden sich kostbare Judaica-Sammlungen, herausragende manieristische und impressionistische Gemälde, Arbeiten von Otto Dix, Erich Heckel, Kurt Schwitters oder Wilhelm Lehmbruck.
Mit der Tiefenerschließung auf Aktenebene ist seit Oktober 2019 ein weiteres wichtiges Projektziel angegangen worden. Damit wird die Provenienzrecherche im Staatsarchiv Sigmaringen nach Abschluss des Projekts durch die Möglichkeit einer Online-Abfrage detaillierter Objektbeschreibungen (Bilder, Antiquitäten, Kunstgewerbe etc.) erleichtert werden. Zugleich rücken die Vorgänge um den Entzug oder Zwangsverkauf, die beteiligten Akteure, Profiteure und Kunsthändler ins Blickfeld. Ein Sachthesaurus soll dabei die gezielte Suche nach einzelnen Kunstgattungen und Objekttypen unterstützen, ein sachthematisches Inventar dient der Orientierung in den relevanten Bestandsgruppen. Die Daten fließen darüber hinaus in die vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste betreute zentrale LostArt-Datenbank.
Ein Teil des Projekts widmet sich zudem der Aufarbeitung der hauseigenen Archivzugänge nach 1933. Sollten geraubte Archivalien, Bücher und Sammlungen ermittelt werden, verpflichtet sich das Staatsarchiv Sigmaringen zur Rückgabe an Eigentümer und Erben.