Roh.Stoff.Papier. Papierherstellung im deutschen Südwesten

Termin

23.10.2019 - 21.02.2020

Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Lumpen sortieren
© Diderot, Denis/D’Alembert, Jean-Baptiste le Rond (Hgg.), Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. Recueil des planches sur les sciences, les arts libéraux et les arts mécaniques, Bd. 5, Paris 1767, Bd. 26 ND Stuttgart-Bad Cannstatt 1967.

Unsere heutige Form der Kommunikation erfährt durch die Digitalisierung und die neuen Medien eine tiefgreifende Veränderung. In der Folge scheint das bis vor wenigen Jahrzehnten noch wichtigste Medium allmählich dem Untergang geweiht: das Papier.

Vor über 600 Jahren löste das Papier eine ähnliche mediale Revolution aus, wie wir sie heute erfahren. Billiger als der bis dahin traditionelle Beschreibstoff Pergament und massenhaft herstellbar, ermöglichte das Papier einen enormen Anstieg der Schriftlichkeit. Mit dem Buchdruck, der kaufmännischen Buchführung, den Verwaltungsakten und privaten Schreiben eröffnete es neue Wege der Wissensspeicherung und des Informationsflusses.

Das Papier wurde in China im 1. Jahrhundert v. Chr. erfunden und trat von dort seinen langsamen Siegeszug nach Westen an. Über die arabische Halbinsel gelangte das Wissen um die Herstellung von Papier im 11. Jahrhundert nach Andalusien und Katalanien, wo die ersten Papierwerkstätten entstanden. Im 13. Jahrhundert hielt die Papierherstellung in Italien Einzug, von wo sich die Papiermacherei nach Frankreich und Deutschland und von dort weiter nach Nord– und Osteuropa verbreitete. Die erste Papiermühle im heutigen Deutschland wurde 1390 durch einen Kaufmann in Nürnberg errichtet; wenige Jahre später folgte eine Papiermühle in Ravensburg. Im süddeutschen Raum – in Schwaben, Baden, Franken und Bayern – wurden besonders viele Papiermühlen in Betrieb genommen.

Papier ist von Beginn der europäischen Papierherstellung an ein Recyclingprodukt. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Papier aus Lumpen gewonnen. Man kann Papier jedoch aus fast allen pflanzlichen Fasern herstellen. Diese Vielfalt an möglichen Rohstoffen führte über verschiedene Experimente im 18. und 19. Jahrhundert zu unserem heutigen Papier aus Holz und Cellulose.

Die Ausstellung des Museums Humpis–Quartier Ravensburg und der Museumsgesellschaft Ravensburg, die in Verbindung mit dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart realisiert wurde, entführt in die Welt des alten Papiermacherhandwerks. Vom Rohstoff über das Schöpfen bis hin zum Leimen zeigt sie, wie Papier hergestellt wird und gibt somit einen faszinierenden Einblick in die Werkstatt eines Papiermachers. Herausragende Exponate werfen Schlaglichter auf die Geschichte der Papiererzeugung in Südwestdeutschland und beleuchten die Bedeutung von Papier als Beschreibstoff und Handelsware von den Anfängen bis heute.

Nicole Bickhoff

Roh.Stoff.Papier.
Papierherstellung im deutschen Südwesten

23. Oktober 2019 – 21. Februar 2020
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Konrad–Adenauer–Str. 4

Öffnungszeiten:
Mo 9.15–17.00, Di und Mi 8.30–17.00 Uhr Do 8.30–19.00 Uhr, Fr. 8.30–16.00 Uhr.

Informationen
Landesarchiv Baden–Württemberg
– Hauptstaatsarchiv Stuttgart –
Konrad–Adenauer–Str. 4
70173 Stuttgart
Telefon 0711/212–4335
Telefax 0711/212–4360
E–Mail: hstastuttgart@la-bw.de
Internet: www.landesarchiv-bw.de/hstas