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01.06.2019

Archivale des Monats Juni 2019

Huldigungsadresse des Katholischen Gesellenvereins Karlsruhe zum 70. Geburtstag und 40. Thronjubiläum Großherzog Friedrichs I. 1896. GLA Karlsruhe 69 Baden, Sammlung 1995 D Nr. 367.
Huldigungsadresse des Katholischen Gesellenvereins Karlsruhe zum 70. Geburtstag und 40. Thronjubiläum Großherzog Friedrichs I. 1896. GLA Karlsruhe 69 Baden, Sammlung 1995 D Nr. 367.

Im Jahr 1995 erwarb das Generallandesarchiv Karlsruhe aus markgräflich–badischem Besitz einen besonderen Schatz: rund 700 Gruß– und Huldigungsadressen. Heute wirken sie schwülstig und ihre Inhalte fremd, in der Glanz– und zugleich Wendezeit der Monarchie in Baden aber waren sie eine zeittypische Form der Kommunikation zwischen dem der Dynastie ergebenen Teil der Staatsbürger und dem Regentenhaus. Sie dokumentieren den Geist und die innere Widersprüchlichkeit dieser Epoche.

Zu den Ausstellern gehörten auch katholische Verbände und Einrichtungen, was nicht selbstverständlich ist, waren doch vor allem die Regierungsjahre Großherzog Friedrichs I. von Baden (1852/56–1907), dem die meisten Dedikationen gewidmet wurden, geprägt durch den Kampf um die Rechtsstellung der katholischen Kirche im badischen Staat. Ein Beispiel ist die farbenprächtige Glückwunschadresse des Katholischen Gesellenvereins Karlsruhe zum 70. Geburtstag und 40. Thronjubiläum des Großherzogs 1896. Sie ist auf ein großes Pergamentblatt gemalt, das durch eine Miniatur des seligen Markgrafen Bernhard von Baden dominiert wird, einem der Patrone des Erzbistums Freiburg.

Zwei Jahre zuvor hatte der evangelische Großherzog den Baugrund für den zweiten großen katholischen Kirchenbau in seiner Residenzstadt Karlsruhe gestiftet. Die Wahl des Patroziniums fiel auf Markgraf Bernhard den Seligen. Der katholische Stiftungsrat Karlsruhe verband damit das Ziel, dem durch die katholische Kirche erwählten Schutzpatron Badens eine Verehrungsstätte in der Landeshauptstadt zu verschaffen, die auf das großherzogliche Haus Rücksicht nehme. Im gleichen Jahr 1896 stiftete Friedrich I. die große St. Bernhard–Statue aus Kupfer, die die Turmfassade der Kirche ziert. Gegen Ende der Monarchie war Badens Heiliger Stolz, wie der selige Bernhard einmal genannt wurde, zu einem doppelten Symbol geworden. Er war Leitfigur der wiedererstarkten katholischen Kirche und zugleich Integrationsfigur des Großherzogtums zwischen Dynastie und katholischer Bevölkerungsmehrheit.

Das Generallandesarchiv widmet Markgraf Bernhard II. von Baden, der für die katholische Kirche "der Selige" ist, eine aktuelle Ausstellung.

Ein Archivale aus dem Landesarchiv Baden–Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Baden, Sammlung 1995 D Nr. 367