Der "Schwäbische Dichterkreis" von 1938 und seine Entnazifizierung

Termin

05.06.2019

Ausstellung im Staatsarchiv Ludwigsburg vom 5. Juni bis 27. September 2019

Motiv Schwäbischer Dichterkreis

Im Dezember 1938, anlässlich des 50. Geburtstags des württembergischen Reichsstatthalters Wilhelm Murr, wurde der Schwäbische Dichterkreis gegründet. Unter den rund zwei Dutzend Mitgliedern finden sich auch heute noch bekannte Namen wie August Lämmle, Hans Heinrich Ehrler, Ludwig Finckh, Anna Schieber und Auguste Supper. Zum Leiter des Zusammenschlusses wurde der Dramatiker und NS–Kulturfunktionär Georg Schmückle bestimmt. Die Aufnahme in diesen elitären Zirkel war für einen Teil der Betroffenen offenbar mit der Hoffnung auf einen kräftigen Karriereschub verbunden. So hat sich etwa August Lämmle in dankbarer Gesinnung und mit treuesten Wünschen mit einer Huldigung für Wilhelm Murr revanchiert, in der er den Staat glücklich pries, dem gütige Götter gegeben Führer und Volk aus dem ewig–einzigen Brunnen des Bluts. Andere Mitglieder hielten sich mit solchen Lobhudeleien und ideologisch konformen Äußerungen eher zurück und ließen sich anscheinend nur widerwillig vereinnahmen.

Bei der Vorbereitung der Ausstellung hatten zwölf Tübinger Studenten im Rahmen eines neuen geschichtswissenschaftlichen Master–Studiengangs der Universität Tübingen erstmals die Möglichkeit, bestimmte Studienleistungen durch die Mitarbeit an einer solchen landeskundlichen Ausstellung zu erbringen. Dies geschah im Wesentlichen durch biografische Skizzen zu einzelnen Schriftstellern, aber auch durch redaktionelle Mitarbeit an der Begleitpublikation. Im Mittelpunkt stehen dabei vergleichende Untersuchungen: Zum einen die Konfrontation der schriftstellerischen und sonstigen Verlautbarungen der einzelnen Angehörigen des Dichterkreises vor 1945 mit dem, was sie selbst nach Kriegsende in ihren Spruchkammerverfahren zu ihrer Rechtfertigung vortrugen. Zum anderen verspricht der Vergleich der einzelnen Schriftsteller und ihres Verhaltens mit dem ihrer Dichterkollegen interessante Einblicke in die mehr oder weniger geglückten Versuche, schwäbische Heimatdichtung in den Dienst der NS–Herrschaft zu stellen. Weiterhin werden auch die Lebenswege der Schwäbischen Dichter nach Kriegsende betrachtet, wobei individuelle Verstrickungen zum Teil lange und sogar bis in die Gegenwart hinein ausgeblendet wurden.

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Mo–Do 9–16.30 Uhr, Fr 9–15.30 Uhr, Sa, So u. Feiertag geschlossen

Eröffnung:

Dienstag, 4.6.2019, 19 Uhr, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Stefan Keppler–Tasaki

Der Eintritt ist frei.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch, das im Buchhandel und in der Ausstellung erhältlich ist.