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01.11.2018

Archivale des Monats November 2018

StAL E 62 Bü 61 Qu. 1

Eine Bitte um Abrechnung von Kanzleikosten

Mit einem besonders unscheinbaren Dokument aus der Feder des Freiherren Eduard von Seckendorff wollen wir an den 150. Geburtstag des Staatsarchivs Ludwigsburg erinnern, den das Landesarchiv am 1. November 2018 begehen kann.

Bei dem Schriftstück handelt es sich um das älteste Dokument, das über die Arbeit dieses Archivs Auskunft gibt. Es entstand am 2. November 1868, also einen Tag nachdem besagter Freiherr von Seckendorff seine Tätigkeit als Archivsekretär im neu gegründeten Staatsfilialarchiv im Ludwigsburger Schloss aufgenommen hatte. Auf einem Formulardruck für Eingaben an die Archivdirektion in Stuttgart, die noch von dem aufgelösten Nebenarchiv in Mergentheim stammte, bat der Freiherr von Seckendorff um die Erstattung eines Betrags von 15 Gulden und 56 Kreuzern für Kanzleikosten. Wie man der ebenfalls in der Akte überlieferten Antwort aus Stuttgart entnehmen kann, ging es offensichtlich um Aufwendungen für die Beschaffung von Heizmaterialien für die Kanzleiräume des Archivs im Schloss.

Das Dokument ist das erste Schriftstück innerhalb einer Akte, die die Korrespondenz des Archivsekretärs mit der Direktion des Königlichen Haus–, Hof– und Staatsarchivs in Stuttgart aus den Monaten November und Dezember 1868 enthält. Anhand der Akte lässt sich nachvollziehen, womit sich der Archivleiter in den ersten Wochen seiner Tätigkeit in Ludwigsburg beschäftigt hat. Es waren überwiegend ganz profane Verwaltungsangelegenheiten, wie die Bestellung eines Abonnements des Staatsanzeigers, die Veräußerung von kassablen Papieren und entbehrlichem Mobiliar sowie die Beschaffung von Gerätschaften für das Magazin. Darüber hinaus hatte von Seckendorff einige historische Anfragen der Archivdirektion in Stuttgart zu beantworten sowie Akten ins Staatsarchiv zu übersenden. Von Kontakten mit Nutzern außerhalb des Archivs ist nichts zu lesen.

Der Akteninhalt verdeutlicht damit, dass das Staatsfilialarchiv anfänglich nicht mehr war als ein zentrales Depot für jene Archivalien, die an das Königreich Württemberg im Zuge der territorialen Veränderungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gefallen waren und die bislang in sogenannten Nebenarchiven in Ellwangen, Heilbronn und Mergentheim verwahrt worden waren. Für die Historiker und Archivare des 19. Jahrhunderts waren das eher weniger wichtige Quellen, die man in frei gewordenen Räumlichkeiten im Ludwigsburger Schloss künftighin zentral und damit auch mit geringerem Personalaufwand verwalten zu können glaubte. Dass aus jenem Staatsfilialarchiv einmal eines der ganz großen und viel benutzten öffentlichen Archive im Südwesten werden würde, hat sich in jenen Novembertagen des Jahres 1868 sicherlich wohl niemand vorstellen können.

Ein Archivale aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, E 62 Bü 61.