26.02.2018 20:00 Uhr
Vortrag von Dr. Thomas Gilgert, Nürnberg
Das noch immer vorherrschende Bild des Heiligen Römischen Reiches im späten 18. Jahrhundert ist das eines verkrusteten und erstarrten Systems, das sich nach rund 1000 Jahren selbst überlebt hatte. Sein Untergang im Jahr 1806 erscheint daher folgerichtig. Der Forschung ist es in den letzten Jahren jedoch gelungen, diese Auffassung zu revidieren. Die Organe des Reiches wie etwa das Kammergericht oder der Reichstag arbeiteten bis zuletzt effizient, und sein Ende löste bei den Zeitgenossen nachhaltige Beunruhigung aus. Doch auch auf lokaler Ebene bildete die altständische Gesellschaft mit ihren mannigfaltigen politischen Ausdrucksformen einen weithin akzeptierten Handlungs– und v.a. Deutungsrahmen.
Anhand von Beispielen vornehmlich aus Sigmaringen und Hechingen skizziert Thomas Gilgert die Umrisse einer erstaunlich aktiven und vielschichtigen politischen Kultur, die auch dem gemeinen Mann weitreichende Mitwirkungs– und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnete, die der Rolle des Staatsbürgers der 20. und 21. Jahrhunderts gar nicht so unähnlich waren.
Dr. Thomas Gilgert studierte Geschichte und Volkskunde an der Universität Freiburg und ist seit 2015 als freiberuflicher Historiker tätig, zurzeit im Auftrag des Stadtarchivs Nürnberg.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Oberschwaben und dem Hohenzollerischen Geschichtsverein.