Hexenverfolgung in Franken

Hexenkommissär
Kostenrechnung eines Hexenjägers

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1628-1629

Bernhard Reichardt aus Markelsheim, ein deutschordischer Beamter, hatte seinen Sohn Johann Bernhard zur Fortbildung nach Würzburg gesandt, wo seit 1627 eine Hexenverfolgung wütete. Der neunjährige Junge geriet in Verdacht, wurde gefoltert und am 9. Mai 1628 hingerichtet.
Die Tatsache, dass ein Markelsheimer wegen Hexerei verurteilt wurde, löste im Deutschmeistertum in den Jahren 1628-1631 eine erneute Suche nach Hexen und eine Hexenverfolgung aus.
Ende Juli 1628 nahm der Hoch- und Deutschmeister Johann Caspar von Stadion das Angebot des Fürstbischofs von Bamberg an, ihm seinen Rat Dr. Ernst Vasoldt als Sachkundigen in Hexenfragen zu überlassen. Vasoldt begann im September 1629 in Markelsheim seine Tätigkeit als "Hexen-Commissär". Nachdem er die Mergentheimer Regierung, vor allem den Rat Dr. Stephan Baumann, "eingearbeitet" hatte, kehrte er im Dezember 1628 nach Bamberg zurück.
Die abgebildete Rechnung enthält unter anderem die Kosten für Vasoldts An- und Abreise, seine Unterbringung und Verpflegung, seine Besoldung - 80 Reichstaler - und die ihm auf Geheiß Stadions gereichte großzügige "Verehrung" von 200 Reichstalern.

StAL B 262 Bü 76
1 Heft folio, 32 Blatt, Papier mit Pergamentstegen - lose beiliegender Titel: Rechnung, darinnen aller Uncosten an Gelt, Wein und Habern, was bey wehrendem peinlichen Process sowohlen die erbaute Gefenckhnussen als Instrumenta undt andere Notturftt gecost, dan uf die Herrn Examinatorn, Officianten undt hingerichte Persohnen vom 14. Septembris Anno 1628 biß den 27. Januarii Anno 1629 inclusive außgeben worden.

Lit.: Karin Wohlschlegel, Die letzten Hexen von Mergentheim: Auswertung der Verhörprotokolle aus den Jahren 1628 bis 1631. In: Württembergisch Franken 79, 1995, S. 53 ff. und S. 83